Originaltitel: Luther
Regie: Jean-Jacques Annaud
Erscheinungsjahr: 2003
Kategorie: Frühe Neuzeit
Inhalt
Martin Luther wird an einem stürmischen Winterabend beinahe von einem Blitz getroffen und gelobt in seiner Not der Heiligen Anna, er wolle Mönch werden, wenn sie ihn nur aus diesem bedrohlichen Unwetter sicher errettet. Von nun an fühlt er sich verpflichtet, sein Gelübte einzulösen, auch gegen den Willen seines Vaters.
Erst als Priester erkennt er die Ungerechtigkeit, die den Menschen angetan wird. Die römisch-katholische Kirche betreibt regen Handel mit Ablassbriefen, und die hohen Abgaben, die Papst Leo X. verlangt, pressen die völlig verarmten Menschen des Heiligen Römischen Reichs aus. In Wittenberg proklamiert Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche. Er schafft sich dadurch Feinde, vor allem Johann Tetzel, dem berühmt-berüchtigten Ablassprediger. Auch ignoriert er die Exkommunikation durch die Kirche und setzt seinen Kampf um Liebe und Gleichberechtigung unermüdlich fort. Dies führt schließlich so weit, dass Luther, als Junker Jörg getarnt, auf der Wartburg in Sicherheit gebracht werden muss.
Schließlich, mit Hilfe guter Freunde und seiner Ehefrau, Katharina von Bora, gelingt es Luther, seiner Bewegung, den Protestanten, als Religionsgemeinschaft zur Anerkennung zu verhelfen.
Quelle: Wikipedia, Zugriff: 07.01.2006.
Kritik 1
Martin Luther ist ein Held, wie Amerika ihn mag: Er ist kein Übermensch, der geradlinig seinen Willen durchsetzt. Luther ist ein Mann mit Selbstzweifeln, der damit hadert, das zu tun, was sein Glaube ihm befiehlt: die eigene Kirche zu kritisieren. Erschüttert muss er mit ansehen, wie seine gut gemeinten Lehren wider Willen zu Krieg, Tod und der Spaltung der Kirche führen. Doch schließlich ist das eigene Gewissen stärker als die Loyalität zu allem Institutionalisierten.
Diese Erkenntnis ist bis heute tief verwurzelt in der amerikanischen Religionsfreiheit und dem dort gelebten Protestantismus. „In den vielen protestantischen Gemeinden in den USA ist der Glaube noch so privatisiert, wie es Luther gelehrt hat und es in diesem Film widergespiegelt wird“, sagt der Pfarrer Bernd Merz, der als Vertreter der evangelischen Kirche Deutschland angereist war. Merz war begeistert: Dem Regisseur sei es gelungen, das Wesentliche von Luthers Leben und das Elementarste seiner Lehren in 112 Minuten einzufangen. Die Geschichte, wie einer allein die übermächtige katholische Kirche erschüttert, ist in den USA bis heute allgemein gültig. „Er ist ein menschlicher Held, mit dem sich viele identifizieren können“, meint Claire Cox, die eine „pragmatische, aber auch mutige“ Luther-Gattin Katharina von Bora spielt.
Quelle: Berliner Zeitung, Zugriff: 07.01.2006.
Kritik 2
Das fragile Bildgedächtnis des Protestantismus gewinnt Halt an plastischen Feindbildern römischen Sittenverfalls. Auch Tills Luther macht bei seiner Romreise im Jahr 1510 die schockierende Erfahrung, daß die römische Religionsökonomie nur auf der Grundlage von Doppelmoral und Korruption funktioniert. In Rom begegnet Luther Klerikallüstlingen, die ins Bordell gehen, und einem Kirchenvolk, das sich auf geschundenen Knien hohe Treppen hinaufquält, um sich mit teuren Ablässen von ein paar Jahren Fegefeuer freizukaufen. LeoX. ist die Mischung aus Machtgeilheit, frömmelndem Dummblick und Spaß an den Belustigungen des Adels ins Gesicht geschrieben. Bei der Jagd, dem Vergnügen weltlicher Herren, erlegt er einen Eber, das alte Symbol unbeugsamen Kampfesmutes und ungebärdiger Wildheit. Ob die Filmautoren gewußt haben, daß der Eber in der katholischen Ikonographie als ein Sinnbild Christi galt? Ein mehr oder minder bewußter antikatholischer Affekt mag schon die Entscheidung mitbestimmt haben, die Papstrolle Uwe Ochsenknecht anzuvertrauen. Verglichen mit Mathieu Carriere, der als Kardinal Cajetan die klerikale Arroganz glanzvoll in Szene setzt, wirkt Ochsenknecht wie ein Vorzeigeprälat, der von der theologischen Kompetenz seiner Kardinäle abhängig ist. Nur in der Cajetan-Gestalt wird sichtbar, daß sich Katholizismus und Protestantismus gerade in der Ekklesiologie, dem Verständnis der Kirche und ihrer Ämter, voneinander unterscheiden.
Quelle: Frankfurter Allgemeine, Zugriff: 07.01.2006.