Originaltitel: Napola – Elite für den Führer
Regie: Dennis Gansel
Erscheinungsjahr: 2004
Kategorie: Neuzeit
Inhalt
Im Kriegsjahr 1942 wird der 17-jährige Friedrich bei einem Boxkampf im Berliner Wedding von einem Deutsch- und Sportlehrer der (fiktiven) „Napola Allenstein“ entdeckt, der ihm daraufhin die Napola nahelegt. Friedrich besteht die Aufnahmeprüfungen. Als ihm jedoch sein regimekritischer Vater den Schulbesuch untersagt, fälscht er kurzerhand dessen Unterschrift und beginnt im neuen Schuljahr seine Ausbildung zur zukünftigen nationalsozialistischen Elite zu gehören.
Die Ausbildung an der Schule ist hart, „Schwächlingen“ drohen drakonische Strafen. (So wird „Jungmann“ Gladen, der Bettnässer ist, zum Beispiel gezwungen, vor versammelter Mannschaft auf seine Matratze zu urinieren.) Doch es entstehen auch Freundschaften. Besonders Albrecht, der Sohn des Gauleiters Heinrich Stein, ein sensibler Junge, der Schriftsteller werden will, wird ein guter Freund Friedrichs. Albrecht entspricht gar nicht dem Klischee des Jungmanns, wie er an der Napola herangebildet werden soll, ist er doch eher ein Schöngeist.
Einen ersten Todesfall gibt es bei Manöverübungen im Schützengraben. Die Zöglinge sollen den Umgang mit der Handgranate lernen, aber ein Schüler erstarrt vor Angst und lässt die entsicherte Handgranate fallen. Im letzten Augenblick wirft sich Gladen auf die Granate und wird in die Luft gesprengt. Die anschließende Trauerfeier wird als Propagandavorstellung missbraucht.
Als sich eines Tages eine Gruppe flüchtiger russischer Kriegsgefangener in einem Wald nahe der Napola befindet, werden zur Verfolgung Schüler herangezogen, darunter auch Friedrich und Albrecht, die die Flüchtlinge in Uniform und mit scharfer Munition wieder einfangen sollen. Tatsächlich finden sie die Russen und erschießen sie, stellen dabei aber fest, dass es sich, entgegen den Behauptungen, um unbewaffnete Kinder handelt. Als Albrecht noch versucht, einem angeschossenen Russen das Leben zu retten, wird der Junge kaltblütig von Gauleiter Stein erschossen.
Quelle: Wikipedia, Zugriff: 11.01.2008.
Kritik 1
Norbert Bisky ist 34 und Dennis Gansel, der Regisseur von „Napola“, zählt 31 Lenze, und beide besitzen soviel Geschichtsinstinkt, sich eine sichere Rückzugslinie aufzubauen. Bei Bisky liegt die in seiner Kritik am heutigen „Körperfaschismus“, der nur noch den perfect body zulasse; Gansels Film strebt so konsequent wie vorhersehbar auf den showdown der Weltanschauungen zu: instinktiver Humanismus gegen nazifizierten Darwinismus. Irgendwann muß sich Max Riemelts Faustkämpfer entscheiden, ob er dem am Boden liegenden den Gnadenstoß versetzt - oder den Gnadenschuß zuteil werden läßt.
Riemelt fällt natürlich die moralische, die politisch korrekte Entscheidung. Aber man kommt nicht umhin, eine Diskrepanz zwischen der Geschichtenoberfläche und ihrer ästhetischen Unterfütterung festzustellen. Während das Drehbuch seiner Abscheu über diesen Drill zum Übermenschen Ausdruck verleiht, entzückt sich die Inszenierung an den Ingredienzen der Manipulation: dämonisch ausgeleuchtete Säle, zackiges Exerzieren, Fackeln bei Nacht. Es ist der alte Zwiespalt, daß man verführen muß, um Verführung erklären zu können. Aber „Napola“ (und Norbert Bisky) kommen in ihrem Bemühen, sich von ihrem Gegenstand zu distanzieren, zuweilen bedenklich nahe daran, sich mit ihm gemein zu machen.
Quelle: Rodek, Hanns-Georg, Eine zu erfolgreiche Verführung: „Napola“, in: Welt Online, Zugriff: 11.01.2008.
Kritik 2
Damit ist nun aber Schluss, denn jetzt klärt uns der Film über die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten auf und über das faszinierende „Erziehungskonzept des Führers“ nicht nur für Dr. Theo Sommer, nein, für die ganze „gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend“ des Führers. Ein Zitat von Adolf Hitler selbst, wie uns versichert wird.
Damit nun keiner etwas in den falschen Hals bekommt: im „Napola“-Film geht es nicht um Theo, sondern um Friedrich (Max Riemelt), und der ist 17 Jahre alt und entflieht soeben (1942) der Arbeiterfamilie in Berlin-Wedding, wo das Klassendenken herrscht. Per Autostopp (!) erreicht er mit glänzenden Augen die Napola Allenstein, erfreut sich der dort herrschenden „Jungmannen“-Erotik (nackt, wenn möglich) und freundet sich, da die Klassenschranken niedergerissen sind, mit dem Gauleitersohn Albrecht an (Tom Schilling). Sport (Boxen), Segelfliegen, Kameradschaft!
Wir haben den Blick frei und das Bild pur. Alles eins zu eins, und die rechte Haltung dazu wäre affirmativst -; okay: voll affirmativ. Der Ton (Ecki Kuchenbecker) ist klasse. Das Schmackes, wenn der Boxhieb gekonnt im Gesicht des anderen landet. Das ist professionell. So gut hab ich das lange nicht gehört. Und doch ist etwas schlecht, denn, ach, es ist Krieg, und ein verletzter russischer Kriegsgefangener wird vom Gauleiter Wartheland erschossen, obwohl der Russe sich soeben noch mit spassibo, towarisch! per Handschlag beim deutschen Kameraden für erste Hilfe bedankt hatte. Auch er im Jungmannenalter.
Quelle: Kuhlbrodt, Dietrich, Napola, in: taz.de, Zugriff: 11.01.2008.